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Gut gemeint – schlecht gemacht?

Lange Zeit galt das Kinder- und Jugendbuchgenre in Deutschland als Stiefkind der Literatur. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein diente das Kinder- und Jugendbuch in Deutschland – mit einigen hervorragenden Ausnahmen – hauptsächlich der Belehrung. Während die Angelsachsen ganz wunderbare Kinderliteratur schrieben, herrschte in Deutschland das Seichte, Triviale, Pädagogische vor. Was war der Grund dafür? Sybil Gräfin Schönfeldt, die sich mit der Übersetzung englischsprachiger Werke und großem Engagement um die Herausgabe guter, intelligenter Kinderliteratur verdient gemacht hat, meint dazu:

„Es ist diese unselige Trennung in »ernste« Erwachsenenliteratur, die von »ernsthaften« Schriftstellern verfasst wird, und irgendwelchem pädagogischen Zeugs für Kinder. Im angelsächsischen Sprachraum gibt es diese Trennung nicht: Roald Dahl, Tolkien, Lewis Carroll, T.H.White, Conan Doyle, Charles Dickens, Mark Twain, Joan Aiken – sie alle haben Bücher für Kinder und Bücher für Erwachsene geschrieben.“ (1)

Und: „Briten würden intelligente Unterhaltung für ihre Kinder kaufen. Deutsche scheinen leider immer noch fixiert zu sein auf pädagogische Wirkung, auf irgendeine Botschaft, die das Kind durch das Buch vermittelt bekommen soll. Ich bitte die übliche Ungerechtigkeit einer kurzen Formulierung zu entschuldigen: Deutsche tendieren eher zu den langweiligeren, gut gemeinten Kinderbüchern.“ (2)

Umso erfreulicher ist es, dass die schlecht geschriebenen und gut gemeinten Kinderbücher allmählich im Schwinden begriffen sind. Vielleicht hat Harry Potter sie mit einem Schrumpfzauber belegt? Seit J. K. Rowlings Erfolgsstory ist der Bann für Kinder- und Jugendbuchautoren gebrochen. Heute sind auch in Deutschland die Grenzen zwischen Erwachsenen- und Kinderliteratur gefallen – und die Chancen für gute Kinderliteratur stehen so gut wie noch nie.

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(1,2) ZEIT 10/2006: Nicht gleich morden; ZEIT-Gespräch mit Sybil Gräfin Schönfeldt. Zitiert und nachzulesen: www.zeit.de/2006/10/Interview_Schnfeld?page=all

 

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