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Inhaltsübersicht

Miniatur-Geschichten: Erzählen auf kleinstem Raum

Mit ca. 3 Jahren besitzt das Kind ein Bewusstsein seiner selbst. Es ist ein „Ich“ geworden. Die Trotzphase markiert einen weiteren Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Je mehr die Entwicklung des Kindes fortschreitet, desto komplexer dürfen die Geschichten sein, die Sie in Bildern und Wörtern erzählen. Komplex meint aber niemals kompliziert.

Wenn Sie ein Bilderbuch für diese Altersstufe schreiben, müssen Sie in Bildern denken. Denn noch immer sind es die Bilder, die den größten Teil des Buches einnehmen. Die Geschichten, die Sie erzählen, sollten trotzdem alles haben, was eine gute Geschichte auszeichnet: Ein spannendes Thema aus dem Lebens- oder Gefühlsbereich des Kindes, eine fesselnde Handlung, eine interessante Hauptfigur, Nebenfiguren und einen attraktiven Schauplatz. Denken Sie beim Konzipieren und Schreiben auch daran, dass das Kind kein Leser, sondern ein Hörer ist.

Kinder kennen Zauberwörter

In dieser Altersstufe verfügt das Kind über ein magisches Bewusstsein. Es hat Zugang zur Welt der Tiere, der Zauberer, Feen und Elfen. In dieser Welt ist es normal, dass Gegenstände leben, Tiere sprechen und Hexen zaubern können. Das Kind ist zutiefst davon überzeugt, dass es selbst Zauberwörter kennt. Ihre Handlung darf also gern im Reich dieser Zauberwesen spielen. Wichtig ist, dass Sie einfache, eindimensionale Handlungen wählen. Denn erst im Verlauf des vierten Lebensjahres verfügt das Kind über genügend Abstraktionsfähigkeit um (einfache) Handlungsabläufe zu verstehen.

„Für den Kinderbuchautor heißt das, er kann für dieses Alter zwar Minigeschichten erfinden, muss sich aber auf Kleinstabläufe beschränken, die nur einen Gegenstand und einen Schauplatz kennen. Hierbei sollte er die Forderung des klassischen Dramas nach der Einheit von Zeit, Ort und handelnden Personen beachten. Das heißt, die Handlung soll in etwa der Zeit ablaufen, die das Kind zum Aufnehmen der Geschichte braucht. Der Schauplatz wird dabei nicht gewechselt.“(1)

Sie sehen: Ihre Miniatur-Geschichten unterscheidet sich in ihren grundsätzlichen Elementen durch nichts von den Geschichten für ein späteres Lebensalter oder der Erwachsenenliteratur. Der entscheidende Unterschied ist lediglich: Sie haben weniger Platz für Text. Viel weniger.

Es ist sehr nützlich für angehende Kinderbuchautoren, ein wenig in die Produktionstechnik einzusteigen: Bücher für die Alterstufe der Zwei- bis Vierjährigen sind Bilderbücher. Ein Bilderbuch besteht fast immer aus 16 bis 32 Seiten. Dieser Umfang ist durch technische Bedingungen und das Gebot der Wirtschaftlichkeit vorgegeben. Gedruckt wird auf großen Bögen. Auf eine Bogenseite passen vier oder acht Buchseiten. Das macht bei beidseitiger Bedruckung des Bogens acht bis sechzehn Buchseiten. Ein Bilderbuch mit sechzehn Seiten passt also genau auf einen Druckbogen, bei zweiunddreißig Seiten braucht man zwei Druckbögen. Was bedeutet das für Ihren Text?

Man genehmigt Ihnen rund 3.000 Zeichen

Betreiben wir ein wenig einfache Mathematik für Bilderbuchautoren:

„In der Regel dürfen Sie auf einer Doppelseite vier kurze Sätze unterbringen. Wenn Sie also ein Buch von 32 Seiten planen, müssen Sie Ihre Geschichte in ungefähr 60 Sätzen erzählen. Das erscheint Ihnen viel? Wenn Sie 10 Wörter pro Satz rechnen, dann dürfen Sie für Ihre Geschichte nicht mehr als 600 Wörter verwenden. 600 Wörter sind etwa 3000 Zeichen, und das bedeutet: Jede Geschichte, die Sie für ein Bilderbuch planen, müssen Sie auf anderthalb, allerhöchstens zwei DIN-A4-Seiten erzählen. Auf diesen beiden Seiten müssen Sie zwei oder drei Hauptcharaktere vorstellen und einen Schauplatz zeigen. Vor allem müssen Sie auf diesen beiden Seiten starke Gefühle erzeugen und eine spannende Handlung erfinden. Das alles zwingt Sie zu einer Dichte der Erzählung, die fast schon mit der Lyrik vergleichbar ist.“ (1)

Um diese erforderliche Verdichtung zu erreichen, müssen Sie das Handwerk des Autors beherrschen. Sie sollten Techniken der Verdichtung kennen. Sie sollten wissen, wie man mit guten Dialogen auf kleinstem Raum die Handlung vorantreiben, Figuren charakterisieren und dabei noch Emotionen vermitteln kann. Und Sie müssen wissen, wie man in Text und Bild Geschichten erzählt.

Dies alles können Sie lernen – und üben. Die Lehrgänge der Schule des Schreibens vermitteln Ihnen das grundlegende Rüstzeug des Schriftstellers und die besonderen Spezialkenntnisse, die Sie als Kinder- und Jugendbuchautor/in brauchen. In Theorie und Praxis.

(1) Zitiert aus dem Fernlehrgang „Kinder- und Jugendliteratur“ der Schule des Schreibens, Studienheft KRS 26, Seite 69

Kostenloses Informationsmaterial können Sie unverbindlich hier anfordern.

Erzähltechniken im Bilderbuch

1. Text und Bild laufen parallel

Text und Bild erzählen dasselbe. Der Text erläutert und erklärt das Bild. Das bedeutet: Der Text übersetzt das Bild ins Medium Sprache. Diese Parallelität ist bei Bilderbüchern für Kleinst- und Kleinkinder angebracht. Für Kinder dieser Altersgruppe grenzt es an ein Wunder, dass Gesehenes sich versprachlichen lässt. Sie haben großes Interesse und große Freude daran, die Dinge zu benennen.

Ein berühmtes Beispiel für parallel laufende Text-Bildgeschichten ist die „Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle. Mit knappen, präzisen und doch poetischen Texten und einfachen kindgerechten Illustrationen in strahlenden Farben hat das Buch seit seinem Erscheinen 1969 im Gerstenberg Verlag nichts von seinem Reiz verloren. Ein Klassiker, der Generationen fasziniert!

2. Text und Bild sind gegenläufig

Text und Bild sagen nicht dasselbe. Sie ergänzen sich und werfen sich gegenseitig die Bälle zu. Was im Text steht wird nicht abgebildet und umgekehrt: Was das Bild zeigt, steht nicht im Text. Diese Technik arbeitet mit Text-Bild-Spannung, die Kindergartenkinder und größere Kinder begeistert.

Ein Beispiel für die gegenläufige Erzähltechnik finden wir bei „Asterix“. Während der Text die Feldzug-Taktik der Römer gegen die Gallier rühmt, zeigt das zugehörige Bild aus den Sandalen geflogene Römer. Während der Text von einer mageren Mahlzeit spricht, sieht man wie Obelix sich mehrere Wildschweine einverleibt. Zur Gegenläufigkeit des Erzählens kommt hier natürlich noch die humorvoll ironische Brechung hinzu.

Wie gehen Sie vor, bei der Konzeption eines Bilderbuches? Welche Erzähltechniken wenden Sie an? Welche Arten von Bilderbüchern gibt es überhaupt? Welche Themen sind für welche Altersstufen spannend? Ist die Zusammenarbeit mit einem Grafiker hilfreich oder behindert sie eher den Erfolg Ihrer Buchidee beim Verlag? – Alles über die konkrete Arbeit am Bilderbuch erfahren Sie in den Fernehrgängen der Schule des Schreibens.

Hier können Sie sich kostenlos über die Lehrgänge „Kinder- und Jugendliteratur“ und „Die große Schule der Belletristik“ informieren.

 

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